Wir sind gerade in Ligurien unterwegs, genauer: In der Riviera di Levante, der Küste „wo die Sonne sich erhebt“. In einem besonders sehenswerten Ort, Sestri Levante, standen wir plötzlich auf einer steinernen Windrose auf der Strandpromenade, die uns neugierig darauf machte, was es mit den mediterranen Winden und ihren Namen so auf sich hat.
Wir sind ja nun keine Meteorologen, weshalb wir gar nicht so sehr ins Detail der Windsysteme und ihrer Systeme gehen möchten. Wen das interessiert, findet tolle Videos auf YouTube oder auch Wikipedia-Seiten zum Thema. Auch KI-Tools erklären euch die Zusammenhänge besser, als wir Laien es könnten. Spannend sind für uns die Geschichten um die Winde und ihre kulturellen (und kulinarischen!) Einflüsse.
Die Winde der Provence
Die Provenzalen unterscheiden nicht weniger als 32 Winde aus allen Richtungen. Der wohl bekannteste ist der Mistral (oder ital. Maestrale, der Meisterliche): Es ist ein meist trockener und kalter Fallwind aus Nordwest, der über dem Rhônetal zwischen Cevennen und Ostalpen durch den sogenannten Düseneffekt an Fahrt gewinnt. Die Marseillaises sagen zu dem von ihm, er würde den Himmel reinigen, da der Himmel nach einem Mistraltag wolkenlos und die Luft trocken ist. Bei Seefahrenden ist der Mistral gefürchtet, besonders in früheren Zeiten schauten die Fischer bange in den Himmel und suchten nach den auffällig langgezogenen Lenicularis-Wolken, die den Wind ankündigen, der Schiffe von der Küste wegdrückt.
Andere stehen dem Mistral traditionell weniger kritisch gegenüber: Die Wein- und Olivenölbauern freuen sich dagegen oft, da er die Pflanzen vor Schimmelbefall schützt. Auch die Salzbauern in der Camargue machen sich den Wind zu nutze, denn er hilft beim Trocknen des Salzes in den großen Becken bei der Produktion des berühmten Fleur de Sel.
Wer durch die Provence fährt, entdeckt häufig sichtbare Spuren des Mistrals: Viele Bäume sind auffällig gen Süden gebogen. Es handelt sich um sogenannte Windflüchter, die dem häufigen und starken Nordwestwind nachgegeben haben.
Aber auch die Architektur musste nachgeben: Um dem starken Wind weniger Angriffsfläche zu bieten, wurden die schweren Glockentürme an der Riviera häufig als stählerne Metallkäfigkonstruktionen ausgeführt und so winddurchlässiger sind, wie auf unserem Bild in Lacoste zu sehen.
Den Gegenpart zum Mistral bildet der Scirocco, nach dem auch das VW Modell benannt wurde. Es ist ein oft starker Südostwind der warme Luft aus der Sahara über das Mittelmeer und die angrenzenden Regionen bringt. Über dem Meer bindet er zusätzlich auch hohe Feuchtigkeiten und ein anderes typisches Mitbringsel können wir auch in Deutschland häufig beobachten: Den typischen roten Saharastaub.
Häufig im Winter in Ligurien zu erleben ist der Tramontana – ein Nordwind, der häufig kaltes Wetter nach Italien und Kroatien bringt. In Gegenrichtung weht der Südwind Ostro, auch Marin oder Vent du midi genannt. Dieser Südwind bringt oft starke Regenfälle an den südlichen Ausläufern der Cevennen oder den Bergen der Provence. Wenn es beim Monaco Grand Prix der Formel 1 also mal wieder regnet, könnte der Vent du midi der Übeltäter sein.
Auf den Mistral folgt häufig der Ostwind Levante, ein eher warmer aber nicht ganz so starker Wind. Sein Gegenstück ist der Westwind Poniente, der etwas feuchtere Atlantikluft mit sich bringt, zumeist aber eher schwächer ist.
Das sommerliche Gegenstück zum Tramontana bildet der Libeccio, ein Südwestwind dessen teilweise heftige Windböen hohe Wellen um die Küsten von Korsika auftürmt. Der Gregale aus Nordost bringt dagegen vor allem im Winter kühle Luft. Seinen Namen verdankt er der Richtung aus der er kommt: Griechenland.
So viel zu unserem kurzen Ausflug zu den Winden der Provence. Felix‘ Frau findet das Thema übrigens maximal uninteressant, wir hoffen der eine oder die andere von euch sieht das anders. 😅
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