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Latte Art Kurs – Erfahrungsbericht

Latte Art

Während der Corona-Pandemie erfuhr das Geschäft mit Siebträgern einen regelrechten Boom. Während der „Quarantäne“ hatten wir alle etwas mehr Zeit und Muße, sich mit solch zeitaufwändigen Hobbies auseinanderzusetzen. Auch auf Social Media entstand massenhaft Content zum Thema. Besonders im Fokus steht dabei vor allem: Die Latte Art. Die Kunst, aus der Krone des Cappuccinos ein kleines, vergängliches Kunstwerk zu schaffen. Vom Herz, über den Farn bis zu ganz ausgefallenen Werken ist viel zu bestaunen.

Bisher habe ich nie einen Kurs zum Thema Siebträger oder Espresso besucht. Das Internet ist voll von Tipps und Tricks, YouTube Videos. Nicht alles ist gut, aber vieles auch sehr wertvoll. Auch Foren wie das Kaffeenetz sind eine gute Anlaufstelle. So klappt auch für den Einsteiger der Bezug des Espressos nach einiger Zeit gut und auch die ersten Muster auf dem Cappuccino lassen sich zaubern.

So war es auch bei mir. Während der Espressobezug aber zuverlässig klappt und ich die vielen Variablen im Laufe der Jahre immer besser in den Griff bekommen habe, war das Thema Latte Art schwieriger. Es war immer recht zufallsabhängig, ob es geklappt hat oder nicht. Die Figuren waren mal schön, mal war es einfach nur eine weiße Schaumkrone. In der Theorie waren die meisten Schritte eigentlich klar, trotzdem konnte ich für meine Begriffe zu selten Gäste mit schönen Kaffeegetränken versorgen. Da der Geschmack aber passte, konnte ich damit leben.

Als meine Frau Carmen mir dann überraschenderweise einen Latte Art Kurs schenkte, war ich neugierig. Wie das wohl abläuft? Kann ich, als selbsternannter „alter Hase“ bei so einem Kurs überhaupt etwas lernen? Oder wird die Erkenntnis nur sein, dass ich nicht genug geübt habe?

Ablauf

Da Grundkenntnisse vorhanden waren, buchte Carmen einen Fortgeschrittenen-Kurs bei Rotbart-Kaffee im Raum Stuttgart.1 Als ich mich auf den Weg machte, war ich gespannt. Fünf Stunden sollte die ganze Veranstaltung dauern. Da kamen mir natürlich Fragen: Was macht man die ganze Zeit? Was man da wohl lernt? Und muss ich die ganzen Cappuccini tatsächlich trinken?

Im hübschen Showroom angekommen, erwartete mich bereits die Lehrerin sowie eine Auswahl sehr hochwertiger Espresso-Setups von La Marzocco über Rocket bis Bezzera war an Maschinen alles vertreten, was in der Espressowelt Rang und Namen hat. Da ich aber nicht an edlen Gastro-Maschinen lernen und daheim an der kleinen Silvia V6 üben muss, habe ich meine Maschine mitgebracht. Da ich das angemeldet hatte, war ein Platz, Strom und gefiltertes Wasser schon bereitgestellt worden.

Eine kurze Vorstellungsrunde der 6 Teilnehmer*innen und ein paar Snacks später ging es mit ein wenig Theorie los. Beleuchtet wurde die Bedeutung der Milch, des Equipments wie Tassen und Milchkännchen auch Milchersatzprodukte. Nach einer Live-Vorführung des ersten Latte Art Motivs (dem Herz) ging es an die Maschinen. Nicht ohne den gut gemeinten (und sehr sinnvollen) Hinweis der sehr netten Lehrerin, dass es weder ratsam oder gesund sei, alles zu trinken, was wir in den nächsten Stunden so produzieren.

Die nächsten Stunden vergingen viel schneller als ich dachte. Das Üben war kurzweilig, die Tipps der Lehrerin äußerst hilfreich und das Fachsimpeln mit den anderen Teilnehmer*innen ziemlich lustig.

Erkenntnisse

  • Die Kleinigkeiten. Auf diese kommt es an. Das Lesen und Ansehen von YouTube Videos ist eine gute Grundlage. Aber es ersetzt kaum den Lerneffekt, durch direktes Feedback. Ich habe z.B. nie darüber nachgedacht, ob ich die Tasse oder das Kännchen genau gerade halte. Oder welche Bedeutung die Fallhöhe der Milch in die Tasse hat. Oder wie genau sich der Milchschaum mit der richtigen Konsistenz verhält. Klar, viel Rollen und wenig Ziehen habe ich gewusst – wie auch viele andere graue Theorie. Doch die unmittelbare Feedbackschleife sorgte für einige Aha-Effekte.
  • Die eigene Maschine. Diese mitzuschleppen war weniger sinnvoll, als ich dachte. Mein Kalkül, direkt am eigenen Gerät üben zu können war sicher nicht grundsätzlich falsch, aber wie wir in unserem Espressomaschinen-Beitrag schon geschrieben haben: Ab einer gewissen Klasse, sind die Maschinen sich ziemlich ähnlich. Ein-Loch oder Mehr-Loch Dampfdüsen machen einen Unterschied, Dampfpower hat aber auch die Silvia mehr als genug. Ich habe jedenfalls keinen großen Unterschied festgestellt, als ich die anderen Maschinen testete. Mit einer Ausnahme: Das Aufheizen und Abkühlen des Einkreisers war nervig und kostete mich extrem viel Zeit. Da sind Zweikreiser einfach besser und das ist auch der Grund, warum ich Silvia nicht nochmal mitnehmen würde.
  • Das Gewissen. Mit ein Grund, warum unsere Fotos auf dem Blog weniger professionell aussehen ist, dass alles was wir fotografieren auch essen. Dafür soll es warm bleiben und in den Alltag passen. Mehr als Schnappschüsse mit dem Handy sind in diesem Szenario nicht nötig – aber wertvolle Lebensmittel kalt werden lassen oder gar nur für ein Foto zu verwenden: Absolut undenkbar. Auch bei der Latte Art hab ich es so gehalten. Alles was produziert wurde, wird auch getrunken. Da ich gar nicht so viele Kaffeegetränke in kurzer Zeit vertrage, limitiert diese Einstellung das Üben deutlich.
    Im Latte Art Kurs war der Gedanke auch da und Lebensmittelverschwendung genauso verwerflich, aber das Setting zwang mich mehr dazu, diese eben zu akzeptieren. So konnte ich zum ersten Mal in 15 Jahren stundenlang herumprobieren und üben, unverzichtbar um richtigen Fortschritt zu erreichen.

Lerneffekte

Der Kurs ist jetzt schon wieder einige Wochen her, Zeit für einen Rückblick. Was hat der Kursbesuch letztlich bewirkt?

Ich kann sehr zufrieden feststellen, dass ich mein Ziel tatsächlich erreichen konnte: Die Wiederholbarkeit der Motive ist deutlich besser geworden, Blatt oder Herz gelingen nun zuverlässig.

Kann ich nach 5 Stunden Kurs plötzlich Instagram-reife Kunstwerke? Nein.

Latte Art ist – wie der Name sagt – eine Kunst und Kunstfertigkeit erlent man durch langes, langes Üben – nicht in einem vergleichsweise kurzen Kurs. Dennoch: Die Grundlagen wurden aufgefrischt und verbessert, ich bin in der Lage fundierter weiterzuüben.

Hat es sich gelohnt? Auf jeden Fall.

Wie bereits geschrieben, wann nimmt man sich schon die Zeit, sich so lange mit dem Aufschäumen von Milch zu beschäftigen? Wann bekommt man fundierte Tipps von Profis? Wann traut man sich, wertvolle Lebensmittel zu opfern? Sicher nicht im Alltag – es sollte aber ja auch kein Alltag sein, sondern eine Investition in ein Hobby und unter dem Gesichtspunkt noch vertretbar.

Wie geht es weiter?

Sicher mit viel Üben, sicher wieder nicht stundenlang – aber zum Goûter am Nachmittag regelmäßig das Blatt oder Herz verbessern ist auf jeden Fall drin.

Näheres zum Thema Espresso mit dem Siebträger findet ihr in diesen Blogbeiträgen:

Grundlagenwissen Espresso mit dem Siebträger

Basiswissen Siebträgermaschinen

Was sind deine Erfahrungen? Erzähl es uns in den Kommentaren! 🙂

Uuuund natürlich auch nochmal vielen Dank an meine Frau für das tolle Geschenk! 🩵💛🤍💙

  1. Der Kurs wurde vollständig bezahlt, die Nennung des Anbieters erfolgt freiwillig. Wir erhielten keinerlei Zuwendungen o.ä. ↩︎

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