Am Donnerstag heißt es wieder Stuttgart international und dieses Mal mit einem echten Leckerbissen: Die Jungs aus Cannstatt müssen bei Fenerbahçe Istanbul antreten. Keine leichte Aufgabe, aber sicher ein spannendes Spiel – für das wir Fans am heimischen Fernseher natürlich gerüstet sein müssen. Wie im letzten Jahr während der Champions League Auswärtsspiele wollen wir uns zumindest kulinarisch wieder auf die Reise ins Land der Gastgeber begeben. Dieses Mal haben wir Unterstützung bekommen, im Discord-Channel des Podcasts VfB STR hat Felix mit anderen Fans diskutiert, was ein passendes Gericht fürs Couchgating wäre.
Eines war von Anfang an klar: Einfach einen Döner nachbauen kommt nicht in Frage. Historisch gesehen hat dieser natürlich seine Wurzeln in der Türkei, aber wirklich authentisch wäre das nicht. Aber der Döner bringt uns schon auf die Spur, denn das eigentliche Kebap, auf die das heutige Fastfood zurückgeht, ist eine jahrtausendealte Tradition, der wir nachgehen möchten und ins Zentrum eines Grilltellers nach türkischer Art stellen möchten.
Das Wort Kebab (كباب) stammt ursprünglich aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie „gegrillt“ oder „geröstet“, im Türkischen bezeichnet kebap daher heute jede Form von über offener Flamme gegartem Fleisch.
Bereits in Quellen aus dem 11. Jahrhundert wird Kebap als Speise erwähnt, wobei die Tradition vermutlich noch weiter zurückreicht. In mesopotamischen und persischen Quellen finden sich Hinweise auf Fleischstücke, die auf Spießen über Feuer gegart wurden. An sich wenig überraschend, schließlich ist es leicht sich vorzustellen, dass diese sehr ursprüngliche Zubereitungsmethode bereits mit der Entdeckung des Feuers Verbreitung fand.
Der Kebap geht also auf nomadische Kochtraditionen zurück, die sich im Osmanischen Reich weiterentwickelten. Heute ist es in der Türkei viel mehr als einfach nur gegrilltes Fleisch: Es ist geradezu ein Kulturgut, das tief mit Geschichte, Religion, Geografie und gesellschaftlicher Identität verwoben ist.
Patlıcanlı Kebab
Der Patlıcanlı Kebab (gesprochen etwa: Patlidschanluh Kehbap, zu deutsch: Auberginenkebap) stammt aus Anatolien, hier entwickelte sich die Grillkultur, bei der Fleisch und saisonales Gemüse auf Metallspießen über Holzkohle gegart werden. Historisch gesehen kann man wohl sagen, dass diese Form des Kebabs eher ein Arme-Leute-Gericht war: Auberginen waren leicht verfügbar und daher billig, Fleisch wurde nur sparsam eingesetzt. In der gehobenen Küche fügten wohlhabendere Haushalte mehr Lamm, Öl und teure Gewürze hinzu.
Die Menge und Qualität des Fleisches war dabei ein Statussymbol – während die Aubergine als sättigendes, gesundes Grundnahrungsmittel diente.
Glutenfreie vegane Çiğ Köfte
Ähnlich traditionell wie der Kebab ist auch die zweite Komponente unseres Grilltellers: Çiğ Köfte (gesprochen etwa: Tschi Köfte). Übersetzt in etwa „rohes Gehacktes“ und das sagt eigentlich auch schon viel über den Ursprung. Was in Europa das Steak Tatar, sind in der Türkei eben Çiğ Köfte.
Der Sage nach sollen einer Frau (möglicherweise die Mutter des Propheten Abraham) lediglich etwas Weizengrütze (Bulgur) und Fleisch einer Gazelle zu Verfügung gestanden haben um die Familie zu ernähren. Sie soll daraufhin das letzte Stück Gazellenfleisch roh mit dem Bulgur, Zwiebeln und scharfen Gewürzen zerdrückt und per Hand durchgeknetet und zu Köfte geformt haben. An diese ursprüngliche Zubereitung erinnert heute noch die typische Form mit den charakteristischen Handabdrücken.
Trotz der langen Geschichte dürfen Çiğ Köfte in der Türkei laut Wikipedia seit 2008 nicht mehr im ursprünglichen Rezept mit Rindfleisch verkauft werden, da das rohe Fleisch Gesundheitsbedenken hervorrief. Wie auch beim Tatar ist es unter Einhaltung strenger Hygienebedingungen sicher möglich sie auch in ihrer ursprünglichen Form zu genießen – wir nehmen dennoch die vegane Variante auf Basis von Bulgur, wie sie auch in der Türkei heute üblich ist.
Die Herausforderung ist die Weizengrütze. Sie ist glutenfrei nicht verfügbar und wir müssen uns einen Ersatz suchen. Wenn auch Couscous und Bulgur maximal verwandt, aber nicht gleich sind, nutzen wir für die glutenfreie Variante dennoch den glutenfreien Couscous, den es auf Maisbasis in vielen Geschäften gibt. Für alle, die Weizen vertragen, empfehlen wir natürlich „echten“ Bulgur – das Rezept könnt ihr dann einfach mit der entsprechenden Menge Bulgur anpassen.
Cacık
Insbesondere wenn es ein heißes Spiel wird (und sich manche von uns über die Schiedsrichterleistung aufregen müssen… :-)) kann etwas Abkühlung nicht schaden – selbst Ende Oktober in Deutschland. Genau richtig für Cacık (gesprochen etwa Dschadschuhk), einer türkischen Joghurtspeise, ähnlich dem griechischen Tsatsiki. Im Vergleich ist es dünnflüssiger, wird kühler gegessen und je nach Rezept auch anders gewürzt. Sehr typisch ist insbesondere die Verwendung von frischer Minze. Im Hochsommer findet man ab und an sogar einen Eiswürfel im Cacık. Da es wie die anderen Gerichte bereits eine sehr lange Geschichte hat, könnte man sagen, dass Cacık sozusagen der anatolische Urvater aller „Joghurt-Gurken-Dips“ des Mittelmeerraums ist.
Glutenfreie Ramazan Pidesi
In vielen türkischen Städten duftet es abends nach frisch gebackenem Brot – nach Sesam, Olivenöl und gerösteter Kruste. Unser Brot erinnert an das klassische Ramazan Pidesi, das während des Fastenmonats Ramadan in fast jeder Bäckerei zu finden ist.
Wir bereiten es natürlich in einer glutenfreien Variante zu, als perfekte Beilage für unseren Grillteller.
Anrichten
Nehmt eine große runde Platte, in die Mitte eine Schüssel für Cacık. Ringsherum die Pidesi, Köfte und Kebab anrichten. Garniert es mit Salatblättern und den Zitronenscheiben, so dass ihr die Köfte unfallfrei genießen könnt.
Viel Spaß beim Nachkochen und auf ein gutes Spiel!
An dieser Stelle vielen Dank an Max, fs_1999_, Ju, /dev/null und Co. vom VfB STR Discord für die Inspiration und Ideen!
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